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HDMI über Funk: WHDI vs. WirelessHD im Vergleich

HDMI-Kabel vom A/V-Receiver zum Beamer oder TV zu verlegen, gehört oft mit zu den undankbarsten Aufgaben, die es beim Aufbau eines Heimkinos zu bewerkstelligen gilt. Vor allem wenn es darum geht, mit sehr langen HDMI-Kabeln größere Entfernungen zum Fernseher oder Projektor zu überbrücken, wünscht man sich schnell eine kabellose Alternative. Zwei drahtlose HDMI-Übertragungsstandards stehen für diesen Zweck zur Verfügung, die wir Ihnen nachfolgend gerne ein wenig näher vorstellen möchten.

Stehen alle Zuspielgeräte, wie etwa Blu-ray Player, HD-Sat-Receiver oder Streamingbox in unmittelbarer Nähe zum Fernseher oder Projektor, ist eine Verkabelung meist kein Problem. Bei vielen Anwendern laufen die HDMI-Kabel aber wohl meist zuerst in einen A/V-Receiver und erst von dort aus zum Fernseher oder zu einem Beamer. Durch den Vorteil, dass über HDMI sowohl Bild- als auch Tondaten digital übertragen werden, spart man sich aber gegenüber einer analogen Verkabelung, wie es früher üblich war, zumindest schon mal ein Kabel ein. Dennoch besitzt ein sehr langes hochwertiges HDMI-Kabel von 10 Metern und länger einen durchaus beachtlichen Leitungsquerschnitt, der das Verlegen oft zusätzlich erschwert. Soll das Kabel über Kabelkanäle sogar zur Decke geführt werden, wird es zusätzlich schnell hässlich im Wohnzimmer; denn welche Frau möchte schon gern Aufputzkabelkanäle im Wohnzimmer an der Decke sehen, da ist Ärger oft schon vor dem ersten Filmstart vorprogrammiert.



   

Zwei Standards dieselbe Aufgabe

In den vergangenen Jahren haben sich für Full-HD zwei Standards im Consumer-Markt durchgesetzt, beide zwar mit Vor- und Nachteilen, jedoch zum Glück ohne erkennbare Qualitätsverluste im Bild. Preisgünstig sind leider beide Lösungen nicht, für die Anschaffung müssen Sie mindestens 150 Euro an Budget einplanen. Für diesen Preis erhält man dann aber oft trotzdem nur ein Einstiegsmodell mit nur einem HDMI-Eingang. Modelle, die gleich mehrere HDMI-Eingänge bieten, beginnen bei ca. 200 Euro. Oft ist der Preis dann auch das Argument Nummer eins, sich gegen eine HDMI-Funklösung zu entscheiden. Ein gutes hochwertiges HDMI-Kabel, zu dem wir ab Kabellängen ab ca. 5 – 7 Metern immer raten, ist zwar auch nicht gerade günstig, den Preis einer guten und ohne Aussetzer funktionierenden HDMI-Funklösung erreicht man aber oft meist bei Weitem nicht.


Ein empfehlenswertes WHDI-Kit mit gleich zwei HDMI-Eingängen ist das Optoma WHD200. Mit ca. 200 Euro eines der günstigeren Modelle mit variablem 5GHz-Frequenzband.

 

Zwei Standards zwei unterschiedliche Frequenzen

Die erste Funkvariante hört auf die passende Bezeichnung WirelessHD, abgekürzt „WiHD“. Verabschiedet wurde dieser Standard in der noch bis heute aktuellen Version 1.0 bereits im Januar 2008. Man möchte fast meinen, damit der Kunde die beiden Standards garantiert nicht auseinanderhalten kann und sie so quasi fast unausweichlich durcheinander wirft, wurde der zweite Standard ein Jahr später „WHDI“ (Wireless Home Digital Interface) bezeichnet, umgangssprachlich oft auch Wireless-HDMI genannt. Beide Standards arbeiten jedoch in einem völlig unterschiedlichen Frequenzbereich. Während „WiHD“ im 60 GHz-Freqenzspektrum funkt und maximal ca. 4 Gigabit pro Sekunde übertragen kann (ab Version 1.1 sind Datenraten von bis zu ca. 28 GBit/s möglich), sendet „WHDI“ die Signale ähnlich wie ein WLAN-Router im 5 GHz-Frequenzbandbereich und erreicht eine Übertragungsgeschwindigkeit von ca. 3 GBit/s. Die Übertragung läuft bei „WHDI“ jedoch nicht wie bei einer konventionellen Netzwerkverbindung, sondern setzt auf einen speziellen Video-Decoder, der die Datenpakete kontinuierlicher und so störungsfreier überträgt.

 

Hindernisse sind ein Hindernis

Bei der maximal möglichen überbrückbaren Funkdistanz unterscheiden sich beide Standards ebenfalls stark voneinander. Bei „WiHD“ ist durch die Verwendung des ultrahohen 60-GHz-Bandes die Dämpfung bereits so hoch, das maximal zehn Meter Luftweg überbrückt werden können und sich nach Möglichkeit auch kein Gegenstand zwischen Sender und Empfänger befinden sollte. Größere Hindernisse, wie etwa Möbel oder Wände, dürfen schon gleich gar nicht im Weg sein, die Verbindung kann dann entweder erst gar nicht aufgebaut werden oder reißt ständig ab. Bei „WHDI“ hingegen beträgt die maximale Distanz zwischen 20 und 30 Metern, was aber meist auch nur bei direktem Sichtkontakt zwischen Sender und Empfänger störungsfrei funktioniert. Befinden sich größere Hindernissen wie Wände im Weg und die Funkstrecke ist zu groß, kommt es aber auch bei WHDI schnell zu Problemen wie etwa Verbindungsaussetzern. Über kurze Strecken von bis zu ca. 15 Metern kann bei WHDI aber auch mal eine Wand dazwischen liegen. Beide Standards sind im Übrigen ohne Probleme in der Lage sowohl 1080p bis 60Hz als auch 3D-Signale zu übertragen, für Ultra HD Inhalte reicht die Bandbreite hingegen bei beiden Übertragungstechniken in der Version 1.0 nicht aus. Neue Versionen sind allerdings in beiden Lagern bereits verabschiedet, bei WiHD wird UHD ab Version 1.1 unterstützt, bei WHDI ab Version 2.0. Derzeit gibt es allerdings noch kein einziges HDMI-Wireless-Produkt auf dem Markt, das Ultra HD schon jetzt unterstütz. Einen klaren Gewinner dieser beiden Standards gibt es im Übrigen bis heute nicht, mal präferiert ein Hersteller WiHD mal WHDI.


Ein Beispiel für ein WHDI-Modell mit sehr kompaktem HDMI-Sender den man zum Beispiel direkt hinten am A/V-Receiver anstecken kann, ist das Marmitek GigaView 811. Bei Modellen dieser Art steht allerdings nur ein HDMI-Eingang zur Verfügung, das Umschalten zwischen mehren Eingangsquellen ist nicht möglich.

 

Der erste Verbindungsaufbau erfordert Geduld

Von kabellos kann in der Praxis natürlich auch bei einem solchen Funk-Set keine Rede sein, was den Aufbau von Sender und Empfänger betrifft. Weiter unten im Text haben wir den typischen Aufbau eines Wireless-Kits beschrieben und abgebildet, es werden wie dort ersichtlich im Gegenteil eher noch mehr Kabel benötigt, nur eben an anderer Stelle. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig und durchaus ein kleines Geduldsspiel, der Verbindungsaufbau zwischen Sender und Empfänger. Zwischen 10 - 20 Sekunden kann es dauern, bis die Synchronisierung durchgeführt wurde. Ärgerlich sind im Betrieb natürlich Aussetzer, die den Filmspass stark trüben würden. Da sich moderne Netzwerk WLAN-Router ebenfalls im 5 GHz-Band tummeln, greifen die WHDI-Modelle auf einen Trick zurück und erweitern das Band für den Handshake je nach Modell variabel zwischen 4,9 bis 5,9 GHz nach oben und unten, um so Störungen von anderen Geräte im selben Frequenzband entgegen zu wirken. Durch die dadurch große Anzahl zur Verfügung stehender Kanäle, ist ein unterbrechungsfreier Verbindungsaufbau meist problemlos möglich. Vermeiden Sie es jedoch nach Möglichkeit Kits zu erwerben, die nur auf einem festen Frequenzband senden können, hier ist der Frust dann vorprogrammiert. Alternativ können Sie ihren WLAN-Router zuhause auch auf das 2,4GHz Band umstellen, was im Heimbereich meist nicht schlechter als das 5 GHz-Band funktioniert. Bei den WiHD-Modellen gibt es diese Probleme nicht, im 60 GHz Bereich funkt zuhause meist kein anderes Gerät. Mit beiden Standards kann im Übrigen auch problemlos gespielt werden, wobei jedoch eine geringe Latenzzeit in Kauf genommen werden muss, es kommt hier und da zu minimalen jedoch meist kaum wahrnehmbaren Verzögerungen bei der Befehlsumsetzung.  


Epson setzt bei den aktuellen W-Modellen, wie etwa dem EH-TW9200W, auf den WiHD-Standard. Der Empfänger ist direkt im Projektor fest integriert, der Sender bietet durch mehrere HDMI-Eingänge zusätzlich die Funktionalität eines HDMI-Umschalters. 

   

Welcher Standard eignet sich nun also für wen?

Der Einsatz von drahtlosen HDMI-Produkten spart zwar nicht zwangsläufig auch Kabel ein, dennoch bietet es eine gute Möglichkeit, größere Distanzen zwischen Quelle und Wiedergabegerät zu überbrücken. Produkte mir WirelessHD (WiHD) Technik sind optimal geeignet für kurze Distanzen von bis zu ca. 10 Metern, die überbrückt werden sollen, es dürfen sich jedoch keine Möbel oder Wände im Funkweg befinden. Wer größere Distanzen überbrücken möchte, sollte auf WHDI-Produkte zurückgreifen, hier können auch mal Hindernisse im Weg sein, eine Abstimmung mit dem zuhause eingerichteten WLAN-Netz ist allerdings manchmal notwendig.

Sie sehen, beide Techniken haben ihre vor- und Nachteile. Weiter führende Informationen und derzeit verfügbare Produkte, die den jeweiligen Standard unterstützen, finden Sie für „WHDI“ unter www.whdi.org und für „WiHD“ unter http://www.wirelesshd.org/ 

 

Zum Abschluss zeigen wir Ihnen einen typischen Aufbau mit einem WirelessHD-Kit


Sender als auch Empfänger benötigen eine eigene Stromanbindung, wie hier als Beispiel die Schaubilder vom Aufbau des Optoma WHD200 Kits zeigen. Verfügt ihr Fernseher oder Projektor über freie USB-Buchsen, können oft auch diese zur Stromversorgung genutzt werden. Der Sender, oft auch als Transmitter bezeichnet, sendet das Signal zum Empfänger. Je nach Modell können an dem Sender ein oder mehrere HDMI-Geräte angeschlossen werden. Verfügt der Sender über einen zusätzlichen HDMI-Ausgang, kann alternativ auch ein zweiter Fernseher oder Projektor per HDMI-Kabel direkt am Sender angeschlossen werden.


Damit das Bild vom Empfänger zum Fernseher oder Projektor weiter geleitet werden kann, ist es im Anschluss beim Aufbau natürlich notwendig ein HDMI-Kabel vom Empfänger zum Wiedergabegerät verlegen. Von kabellos kann also im Grunde keine Rede sein, das HDMI-Kabel kann nur wesentlich kürzer ausfallen und die Position ist durch den überbrückten Signalweg durch die Luft eben eine andere.

Zu beachten gilt es, der Bildaufbau zwischen Sender und Empfänger kann zwischen 10 und 20 Sekunden in Anspruch nehmen.


Ihr Team von Burosch Audio Video Technik

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Abbildungen: Optoma, Epson, Marmitek
Autor: Wolfgang Fleischer
Copyright: BUROSCH (Juni 2015)